Die Corona-Krise ist rund eineinhalb Jahre nach Ihrem Beginn immer noch alles andere als am Abflauen. Zwar hat man als privater Bewohner dieses Landes nicht mehr das Gefühl super eingeschränkt zu sein und auch die Märkte sind in den meisten Bereichen weit über den Vor-Corona-Levels, aber nach wie vor beherrscht das Thema die Medien und man hängt jeden Tag an den Inzidenzen, um zu überprüfen, wie es wohl weitergehen wird.
Gleichzeitig lässt sich nicht übersehen, dass die Corona-Krise in der Pharma-Branche für unglaubliche Erfolgsgeschichten gesorgt hat und immernoch sorgt. Unternehmen wie BioNTech sind quasi über Nacht von relativ unbekannten Biotechnologieunternehmen zu superbekannten Börsenstars geworden.
Und nach wie vor schlummern Impfstoffkandidaten in den Pipelines zahlreicher Unternehmen. Eines davon ist z.B. das Unternehmen Valneva, über das ich bereits berichtet habe bevor der Impfstoffspezialist für Reiseimpfungen aus Frankreich eine Impfung gegen Covid19 in seine Pipeline aufgenommen hat.
CureVac aus Tübingen ist ein weiteres Unternehmen, welches zu den ersten Unternehmen gehörte, das einen erfolgsversprechenden Impfstoffkandidaten in seiner Pipeline hatte. Da CureVac zu den absoluten Pionieren im Bereich der mRNA-Technologie gehört, wurde davon ausgegangen, dass die Forscher aus der Universitätsstadt unter den ersten sein werden die mit einem fertigen Impfstoff auf die Zulassungsbehörden zugehen werden. Jeder der die Medien in den letzten Monaten aufmerksam verfolgt hat, weiß, dass dem nicht so war. Zuerst dauerte die Entwicklung unvermutet lange und dann enttäuschte das Unternehmen mit einer Studie, die dem Impfstoff der ersten Generation lediglich eine Wirksamkeit von 48% bestätigte. Infolgedessen brach der Kurs an der Börse auch direkt enorm ein. Im Tief der Krise standen die Aktien, die noch im Juni über 100 Euro notierten, bei etwas über 40 Euro. Da ich die Aktie schon länger auf dem Zettel hatte, aber immer unsicher war, ob die hohe Notierung standhält und der Impfstoff ja noch nicht fertig war, schlug ich etwas nach dem Tief zu und kaufte bei 44,38 Euro ein.
Aber warum kaufe ich Aktien von CureVac?
Ich besitze Anteile von BioNTech und kann, obwohl ich mit einem Einstiegskurs von ca. 87 Euro relativ spät eingestiegen bin, auf einen Kursgewinn von aktuell über 230% blicken. Warum also investiere ich nun in die weniger erfolgreiche Konkurrenz?
Nun das hat mehrere Gründe:
- Zum einen darf man nicht vergessen, dass der Covid-Impfstoff für ein Unternehmen wie BioNTech zwar ein Kickstart war – es aber auch eine Zeit nach Corona geben wird. Insofern sollte man einen ganzheitlichen Blick auf die Unternehmen werfen und sich nicht nur auf den einen Impfstoff fokussieren. Die mRNA-Technologie birgt große Chancen im Bereich der Bekämpfung schlimmer und ernster Krankheiten. Insofern ist es wichtig, dass die Unternehmen, die daran Forschen, weiterarbeiten und nachhaltig erfolgreich sind. Dementsprechend ist ein mittelfristig gescheiterter Impfstoff für mich absolut kein Grund dafür das Interesse an CureVac zu verlieren.
CureVac hat eine enorme Pipeline mit super interessanten Medikamenten, Impfungen und Immuntherapien – selbst wenn nur ein paar wenige davon wirklich klinikreif werden, hat das Unternehmen aus meiner Sicht eine große Zukunft vor sich. - Zum anderen darf man nicht vergessen, dass CureVac sich bei der Entwicklung des Covid-Impfstoffes sehr viel Zeit gelassen hat. Während BioNTechs Impfstoff fast ausschließlich an Probanden mit der ersten Virusvariante getestet wurde, wurde CureVacs Impfstoff an viel mehr Virusmutationen getestet. Dass die Wirksamkeit hier sinkt, liegt eigentlich auf der Hand. Zudem kann ich den medialen negativ-Hype um das schlechte Studienergebnis nicht ganz nachvollziehen. Ich habe mir die Studie einmal selbst durchgelesen und so super schlecht sind die Ergebnisse eigentlich nicht, denn wir dürfen nicht vergessen worum es bei einer Impfung gegen eine Pandemie geht: Es geht darum schlimme und tödliche Verläufe zu minimieren!
Hier einmal die Messergebnisse in Kurzform zusammengefasst:
Einzigartige zulassungsrelevante Studie in zehn Ländern und in sich schnell verändernder Varianten-Umgebung durchgeführt; Wirksamkeitsanalyse mit 15 aufgetretenen COVID-19-Virusstämmen; ursprünglicher Virusstamm kaum noch vorhanden
Statistische Erfolgskriterien für primären Endpunkt auf Basis von 228 bestätigten Fällen erreicht
Impfstoffwirksamkeit von 48% gegen COVID-19-Erkrankung jeglichen Schweregrades und in allen Altersgruppen über 15 Virusvarianten hinweg
Signifikante Wirksamkeit des Impfstoffes bei Teilnehmern zwischen 18 und 60 Jahren über 15 Virusvarianten hinweg festgestellt:
Wirksamkeit von 53 % gegen eine Erkrankung jeglichen Schweregrades
Wirksamkeit von 77 % gegen moderaten und schweren Krankheitsverlauf
https://www.curevac.com/2021/06/30/curevacs-daten-der-finalen-analyse-der-phase-2b-3-studie-fuer-cvncov-den-impfstoffkandidaten-der-ersten-generation-zeigen-schutzwirkung-in-altersgruppe-von-18-bis-60-jahren/
Vollständiger Schutz vor Krankenhausaufenthalt oder Tod
Ich kann also verstehen, dass die 48% nicht so überzeugend aussehen, aber die letzten drei Bulletpoints sind doch recht ordentlich und würden zumindest einer der größten Altersgruppen (18-60) enorm helfen. Also schneiden die Tübinger doch eigentlich nicht so schlecht ab, oder? Sollte man da vielleicht nicht so super dagegen hypen und den Impfstoff wenigstens für diese Altersgruppe verwenden, denn es gibt noch so viele Länder auf dieser Welt deren Versorgung mit einem Impfstoff noch nicht gewährleistet ist? Auch wenn der Impfstoff den ganz jungen und den ganz alten nicht in derselben Güte direkt hilft, wie vielleicht andere Impfstoffe, so hilft er einem großen Teil der Bevölkerung dabei vor dem Schlimmsten bewahrt zu werden und würde bei breiter Verwendung auch das Pandemiegeschehen im Gesamten eindämmen. Davon profitieren dann wiederum alle Altersgruppen.
3. Und drittens – und das mag jetzt vielleicht etwas weniger rational sein – dennoch ist es für mich ein valider Punkt, hat das Unternehmen die mRNA-Technologie quasi erfunden oder gehört zumindest zu den allerersten, die daran geforscht haben. Ich unterstelle den Wissenschaftlern dort, dass sie enorm gut Bescheid wissen und einen gewissen Wissens- und Forschungsvorsprung haben gegenüber vielen anderen Unternehmen, die nun in diesen Markt drängen. Insofern habe ich die Hoffnung, dass CureVac der Durchbruch bei der ein oder anderen Behandlungsmethode gelingen wird.
Da das Unternehmen mittlerweile finanziell – trotz noch nicht vorhandener Profitabilität – ganz gut aufgestellt ist, bin ich mit einer kleinen Position zu einem guten Einstiegspreis sehr zufrieden. CureVac verfügt über eine Eigenkapitalquote von über 47% – das ist doch recht solide finanziert.
Erfreulich und zuversichtspendend ist außerdem, dass CureVac an einem zweiten Impfstoffkandidaten forscht und sich dafür GlaxoSmithKline als Konzernpartner hinzugezogen hat. Erste Studienergebnisse an Primaten zeigen, dass dieser Impfstoff deutlich wirksamer ist und er hat den Vorteil, dass er bereits alle bekannten Mutationen mit einbezieht – siehe dazu mehr hier.