ETFs sind bei Investoren und Privatanlegern super beliebt und das nicht ohne Grund – per Kleinstinvestition in ganze Märkte investieren und das mit wenig bis gar keinen Kosten ist auf andere Weise kaum möglich. Im Vergleich zu Einzeltiteln sind Fonds natürlich durch die Diversifikation deutlich risikoärmer – nicht zuletzt in der Coronakrise konnte man das deutlich erkennen.
In Unterhaltungen mit Kollegen, Freunden oder Lesern bemerke ich jedoch häufig, dass nicht immer ganz klar ist was ein ETF eigentlich ist und wie er sich von anderen Fonds abgrenzt.
1. Ist ein ETF ein Indexfond?
Ja in der Regel schon – ABER ein Indexfond muss kein ETF sein. Es gibt auch viele aktive Fonds, die einen Index versuchen nachzubilden. Insofern sollte man sich hier nicht verwirren lassen.
2. Handelt ein ETF die Aktien des abgebildeten Indexes?
Ja und nein – es gibt verschiedene Methoden einen Index nachzuempfinden:
Physische Replikation
Das reale Halten von Aktien nennt sich physische Replikation. Hier hält der Fonds tatsächlich alle Aktien des Indexes im Verhältnis der realen Marktkapitalisierungen zueinander. Eine Abform davon ist die physische Replikation durch Sampling. Hier werden schlichtweg nur die Titel gehalten, die den größten Einfluss auf den Kurs des Indexes haben. Gerade bei sehr großen Indices wie z.B. dem MSCI World kann sowas sehr hilfreich sein, denn die kleinsten Unternehmen des Indexes haben fast überhaupt keine Auswirkung auf den Kurs. Ein Nichthalten dieser Papiere spart Transaktionskosten und macht den Fonds günstiger und damit rentabler.
Sythetische Replikation
Alternativ zur physischen Replikation gibt es die sogenannte synthetische Replikation, die wiederum in drei Varianten aufgeteilt werden kann – Unfunded Swap-ETFs, Funded Swap-ETFs und Fully-Funded Swap-ETFs.
Bevor ich kurz erläutere wie so ein SWAP-basierender ETF funktioniert möchte ich kurz erklären warum es solche ETFs überhaupt gibt.
Hat man einen ETF auf den Dow Jones oder den DAX ist eine physische Replikation sehr unkompliziert. Die Aktien der Unternehmen werden an liquiden Börsen gehandelt und können jederzeit und ohne hohe Transaktionskosten gehandelt werden.
Anders ist das aber, wenn entweder der Index sehr groß ist oder der Index Unternehmen beinhaltet, die eben nicht an so liquiden Börsen gehandelt werden – ein Beispiel ist hier der MSCI Emerging Markets. Hier sind viele Titel aus dem asiatischen Raum vertreten, deren Handel für uns relativ teuer ist und nicht immer unkompliziert möglich ist. Damit steigen die Transaktionskosten enorm und das wiederum würde einen physisch replizierenden ETF sehr teuer machen.
Deswegen hat man sich hier noch andere Replikationsmöglichkeiten überlegt.
Was ist aber nun so ein SWAP?
Kurz gesagt – ein SWAP ist ein Tausch. Bei einem SWAP gibt es zwei sogenannte Kontrahentenparteien (Tauschpartner), die einen Tauschvertrag abschließen. Die eine Partei ist der ETF-Anbieter – das kann z.B. Lyxor oder Blackrock oder ComStage sein. Die andere Partei ist der SWAP-Partner und ist in der Regel eine Bank (beispielsweise die Deutsche Bank, die Commerzbank, etc.). Der ETF-Anbieter investiert das Geld der Anleger in ein sogenanntes Trägerportfolio oder auch Basket genannt. Dieses besteht aber nicht zwingend aus Titeln des abzubildenden Indexes, sondern kann auch völlig andere Titel oder auch Zertifikate und andere Finanzprodukte enthalten. Der SWAP-Partner (also die Bank) sichert zu die Rendite des Indexes, der abgebildet werden soll, zu liefern. Dafür bekommt der SWAP-Partner die Rendite des Trägerportfolios. Die Renditen werden also getauscht.
Nehmen wir an es wird der MSCI Emerging Markets nachgebildet und er wäre 100 Euro Wert und das Trägerportfolio wäre ebenfalls 100 Euro Wert. Steigt nun das Trägerportfolio um 10% auf 110 Euro und der MSCI Emerging Markets um 11% auf 111 Euro, dann tauschen die beiden Parteien die Rendite und der SWAP-Partner liefert dem ETF-Anbieter 11 Euro – bekommt aber nur 10 Euro. Natürlich würde der Tausch aber auch stattfinden, wenn das Trägerportfolio mehr Rendite erwirtschaftet hätte als der Index.
Dieser Tausch nennt sich also SWAP und findet OTC (over the counter) statt – also außerhalb der Börse. Das Gute daran ist, dass der Kurs zuverlässig und ohne Abweichung nachgebildet wird, weil er garantiert ist. Zudem sind die Transaktionskosten, die auf den Tracking Error einspielen (komme ich in Punkt 3 drauf zu sprechen) deutlich geringer als, wenn man physisch replizieren würde.
Laut EU-Recht muss der Tausch spätestens bei einem Unterscheid der Renditen von Trägerportfolio und Index von 10% erfolgen. Größer darf der Unterscheid also nicht werden. Meist wird aber erheblich früher geswapt. Diese Regel wurde aufgesetzt um das sogenannte Kontrahentenrisiko zu begrenzen. Dieses Risiko beschreibt den Fall, dass der SWAP-Partner beispielsweise Pleite geht. Sollte dies passieren und das Trägerportfolio läuft schlechter als der Index, wäre damit das maximale Risiko bei -10%. In der Realität haben wir aber selten ein höheres Kontrahenten- und damit Ausfallrisiko für uns Anleger als -4%.
Um dieses Risiko aber zu minimieren oder sogar auszuschließen gibt es die Möglichkeit, dass der SWAP-Partner eine Sicherheitsleistung hinterlegt. Das können z.B. Staatsanleihen sein und diese dienen dazu das Fondsvermögen abzusichern. Diese Besicherung – und da kommen wir nun auf die oben genannten Bezeichnungen- kann nicht vorhanden sein (unfunded SWAP), teilweise vorhanden sein (funded SWAP) und in ganzer Höhe des Fondsvermögens vorhanden sein (fully-funded SWAP).
Um die Verwirrung zu komplettieren gibt es auch noch Mischformen aus beiden ETF-Formen. Das bedeutet es werden beispielsweise die größten Positionen eines Indexes physisch gehalten und der Rest wird durch einen SWAP substituiert.
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3. Was bedeutet Tracking Error?
Der Tracking Error ist beim Thema ETFs der Unterschied zwischen der Entwicklung des Indexes, der von einem ETF nachgebildet wird, und dem ETF selbst. Wie entsteht dieser Unterschied? Das hat mehrere Gründe. Zum einen ist es so, dass Aktien nur in gewissen Stückelungen gehandelt werden können. Dadurch ist es manchmal technisch schlichtweg nicht möglich ist, einen Index exakt 1:1 nachzubilden. Zudem entstehen Transaktionskosten und Kosten für den Börsenplatz und es fallen immer wieder Steuern an. Diese Faktoren senken die Rendite des ETF etwas im Vergleich zum Index selbst, der keine Kosten hat.
4. Was bedeutet TER?
TER bedeutet Total Expense Ratio und diese beinhaltet per Definition:
- Fondsmanagementkosten bzw. Verwaltungsgebühren – diese fallen bei ETFs sehr gering aus, dennoch fallen hier und da Kosten an
- Depotbankgebühr des Emmitenten
- Betriebskosten des Fonds (Kosten für Fondsprospekte, Werbung etc.)
- Sonstige mögliche Fonds-Kosten
Transaktionskosten sind nicht in der TER enthalten.
5. Sollte man auf das Fondsvolumen achten?
Ja das sollte man. Das bedeutet nicht, dass man nur ETFs mit großen Fondsvolumina kaufen sollte, aber man sollte sich darüber im Klaren sein, dass ETFs mit kleinen Volumina schlichtweg schneller Gefahr laufen geschlossen zu werden. Zum anderen wirkt sich der Tracking Error bei kleineren Volumina rechnerisch stärker aus als bei großen Volumina.
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