Sicher fragt sich der ein oder andere Leser was das soll. Ein Haushaltsbuch für Familien keine gute Idee? Aber es ermöglicht einem doch wunderbar den Überblick zu behalten! – Stimmt, und dennoch halte ich nicht wirklich etwas davon und ich sage Dir natürlich auch warum:
- Ein Haushaltsbuch für Familien funktioniert nur, wenn Du wirklich alles reinschreibst. Ich habe das ein zwei Mal versucht und bin jedes Mal bereits nach wenigen Tagen gescheitert, weil es schlichtweg wahnsinnig nervt! Wer hat Lust jeden Kaugummi, jedes Käffchen, jeden Bleistift und die 0,25 € für einen Artikel auf Spiegel.de in sein Haushaltsbuch zu schreiben. Selbst wenn man es wirklich ernst meint – irgendwann vergisst man den ersten Posten und dann den zweiten und dann merkt man, dass es so keinen Sinn ergibt und hört auf. Es ist eine Mischung aus Inkompatibilität und Frustration. So ein Haushaltsbuch ist in der Regel nicht mit dem eh schon straffen und oftmals chaotischen Familienalltag. Und wenn man es dann schleifen lässt mit dem Vorhaben “Haushaltsbuch”, dann frustriert das und das führt erst recht dazu, dass man es wieder lässt.
- Ein Haushaltsbuch für Familien ist rückwärtsgewandt – es wird nur aufgeschrieben was war. Es wird nicht festgehalten was kommen wird und wie wir es gerne hätten. Natürlich kann man sich auch in Verbindung mit einem Haushaltsbuch Ziele setzen, aber allein die Art und Weise, wie so ein Buch verfasst wird, lädt nicht dazu ein das große Ganze zu betrachten.
- Ein Haushaltsbucht für Familien widerspricht der Börsenweisheit “Do not save what is left after spending, but spend what is left after saving” (Warren Buffet). Das spielt auf den selben Punkt wie Nummer zwei ein, ist aber ein ganz wesentlicher Punkt. Schreibst Du immer auf was Du ausgibst und guckst dann wie viel übrig bleibt um zu sparen, wird Deine Sparquote sicherlich immer überschaubar bleiben. Zäume das Pferd anders herum auf: Überlege Dir wie viel Du sparen kannst und willst und setze Dir für Deine Ausgaben Budgets – siehe mehr dazu hier in meinem Artikel über Budgetierung.
Bevor ich mit meiner Frau dazu übergegangen bin zu Budgetieren, kamen wir natürlich auch zurecht, aber wir wurden immer wieder von “plötzlichen” Ausgaben überrascht und das hat die Sparquote dann immer gesenkt. Seit wir das Prinzip der Budgetierung durchziehen, sind für die meisten Fälle eingeplante “Budgettöpfe” vorhanden. Dadurch lebt es sich finanziell entspannter und Du kannst Deine Sparquote geplant hoch halten.
Unsere Budgets “parken” wir auf Tagesgeldkonten. Es ist sehr angenehmen ein Konto für Urlaub, eins zum Ansparen für Investments, eines für Hausrücklagen, etc. zu haben. Sowohl bei der ING als auch bei der Consorsbank lassen sich ohne Probleme und sehr schnell kostenlose Tagesgeldkonten eröffnen. Das einzige was Du dazu brauchst ist ein Girokonto bei der jeweiligen Bank, dann kannst Du bis zu 5 Tagesgeldkonten eröffnen. Auch Interessant ist die Bank of Scottland im Bezug auf Tagesgeldkonten für kurzfristiges “Geldparken”.
Ohne jetzt mein genaues Einkommen nennen zu wollen, kann ich Dir versichern, dass ich (nimmt man die Finanzierung des Eigenheims zur Sparquote hinzu) fast 70% meines Monatsbudgets spare. Der größte Teil geht ins Eigenheim, der zweitgrößte in Rücklagen und den dritten Platz teilen sich Investments an der Börse mit Bausparverträgen und meiner Rentenversicherung.
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Wer genug Geld hat, braucht kein Haushaltsbuch. Wer aber regelmäßig im Dispo ist sollte dringend darüber nachdenken.
Jeden Posten einzeln aufzuschreiben ist sinnlos. Wenn ich bei Discounter Lebensmittel oder Waschpulver kaufe ist es sinnlos, dies detailiert auszuschlüsseln, da kein echtes Sparpotential vorhanden ist.
Aber oft ahnt man ja, wo das Problem liegen könnte. Also mal aufschreiben, wieviel man dafür so im Monat ausgibt.
Hallo Marvin,
besten Dank für Deine Meinung. Ich persönlich bin, wie oben aufgeführt, kein Fan von Haushaltsbüchern. Aber natürlich kann das jeder für sich selbst am besten entscheiden.
Danke für Deinen Beitrag!
Hallo, also ich finde deine Sicht greift etwas zu kurz.
zu 1.: Meiner Meinung nach ist es tatsächlich unnötig und kontraproduktiv jeden Kaugummi (kauft tatsächlich noch jemand einzelne Kaugummis???) erfassen zu wollen. Ich habe im Haushaltsbuch nur eine Position “Einkäufe”, darunter fallen Lebensmittel (auch das Eis im Cafe oder der Döner to-go), Haushaltsbedarf (Waschmittel, Zahnpasta, Klopapier etc etc) und generell alles, was ich regelmäßig im Supermarkt kaufe. Um das zu erfassen bilanziere ich jeden Sonntag mein Bargeld. Also wenn ich Geld abhebe oder Bargeld für etwas “außergewöhnliches” ausgebe (Kino, Essen gehen (ab 40€) etc.) notiere ich das, sonst ist einfach die Differenz aus Barbestand letzter Sonntag und dieser Sonntag das was ich unter der Woche für Einkäufe ausgegeben habe.
Hier kann jeder natürlich nach Bedarf einzelne Kategorien rausziehen. Z.B. Geld für Zigaretten, Coffee to-go, Kontaktlinsen, Medikamente, Ausgaben für die Kinder..you name it, gesondert zu erfassen. Generell würde ich sagen, je besser man ohne hin mit seinem Geld auskommt, desto weniger Details braucht man im alltäglichen. Anders herum, wenn man nur knapp über die Runden kommt, ist es vielleicht eine Hilfe, midnestens 3-6 Wochen lang jeden Kleinkram einzeln zu notieren und sich das ganze danach anzugucken und nachzuvollziehen, wo das Geld eigentlich hin geht.
Alles was nicht Bar bezahlt wird kann man sich wunderbar automatisch aus seinen Kontoauszügen ziehen, hier ist das Argument “zu aufwendig” also eh hinfällig.
zu 2.+3.: Das Haushaltsbuch alleine kann schon für manche ein Augenöffner sein (“Wo geht mein ganzes Geld eigentlich hin?”), aber eigentlich ist das Haushaltsbuch erst richtig Sinnvoll im Zusammenhang mit einem Budget.
Es macht keinen Sinn, sich vorzunehmen jeden Monat 500€ sparen zu wollen und vom Rest zu leben, wenn dein Haushaltsbuch dir sagt, dass Miete + Nebenkosten + niedrigste Essenskosten der letzten Jahre schon soviel von deinem Einkommen verbrauchen, dass nur 400€ übrig bleiben.
Die Analyse der Vergangenheit ist hier also zur Abwechslung mal tatsächlich ein Hinweis für die Zukunft. Denn, wenn ich bisher jeden Monat 300-350€ für Lebensmittel ausgegeben habe, wird das in Zukunft vermutlich so bleiben. Können die Kosten vielleicht auf 250€ gesenkt werden, um die Sparquote zu erhöhen? Das muss jeder für sich beantworten.
Du schreibst ja selber, dass ihr Budgets nutzt. Wie könnt ihr euch Budgets setzen, wenn ihr nicht wisst, wie viel ihr wofür ausgebt? Ein Haushaltsbuch ist hier auch das perfekte Tool um die Einhaltung und Sinnhaftigkeit der Budgets zu überprüfen.
Ich persönlich führe ein Haushaltsbuch. Aufwand ca. 1-5 Minuten jeden Sonntag (oder Mo/Di, wenn der Sonntag voll ist) um das Bargeld zu bilanzieren und vielelicht 15-30 Minuten am Monatsersten um die Kontoauszüge vom Vormonat einzupflegen und auf ungereimtheiten zu überprüfen. Einmal im Quartal nutze ich die Daten der letzten 12 Monate dann, um meine Budgets zu überprüfen und ggf. anzupassen.
Hallo Timo,
vielen Dank für Deinen ausführlichen Kommentar! Richtig cool, dass Du Dir die Mühe gemacht hast im Detail drauf einzugehen.
Zu Deiner Anmerkung mit den Budgets und wie wir ohne Haushaltsbuch wissen was wir ausgeben: Tatsächlich zählen wir sowas wie Essen, Trinken, etc. zu den Fixkosten. Hier haben wir basierend auf unseren Erfahrungswerten (und ja die ähneln natürlich einem Haushaltsbuch) ein Budget x festgelegt und das recht gut aus für diese Ausgaben des täglichen Lebens. Die Budgets von denen ich hier gesprochen haben beziehen sich auf die Planung nach Fixkosten. Bei diesen “optionalen” Ausgaben haben wir die Strategie im Vorhinein festzulegen wie viel dafür verwendet werden kann und passen unser Verhalten daran an – nicht anders herum. Ich gebe Dir aber recht – je nachdem wie man an die Sache herangeht kann ein Haushaltsbuch schon sinnvoll sein – ich für mich oder wir für uns sind aber eher davon abgekommen.
Für uns funktioniert das sehr gut.
Nochmal vielen Dank für Deinen Beitrag und beste Grüße
Ludwig
Ich führe kein Haushaltsbuch. Ich schreibe aber vorher alle erwarteten Einnahmen und Ausgaben in eine Budgetierungstabelle. Einnahmen sind Einkommen und Mieten aber auch die Steuerrückerstattung einmal im Jahr. Ausgaben sind Haustilgung, Sparpläne, Krankenversicherung, Rücklagen, Einkäufe und (Weihnachts-)Geschenke. Ich bin selten überrascht über eine Rechnung, da ich schon ca. 2 Jahre vorher weiß, dass diese eines Tages kommt.
Die geschätzten Zahlen werden dann mit den tatsächlichen verglichen, wenn diese durch Geldeingang/Rechnung bekannt sind und der Kontostand in der Tabelle angepasst. Die Tabellenblätter der vergangenen Monate könnte ich archivieren, das mache ich aber nicht, weil: Was fort ist, ist fort…
Moin Malte,
besten Dank für Deinen Beitrag. Dein Vorgehen entspricht in der Tat ziemlich genau unserem. Freut mich, dass Du hier eine ähnliche Strategie fährst.
Beste Grüße
Ludwig