Wie Du weißt empfehle ich Vätern und Müttern keine spekulativen, riskanten Investments. Meines Erachtens besteht der ideale Anlage-Vorsorge-Mix aus ETFs und langfristig angelegten Aktien in Verbindung mit einer Immobilie.
Was ETFs sind und wie Du in Sie investieren kannst habe ich Dir bereits in diesem Artikel erläutert. Heute soll es das Investment in Einzeltitel gehen.
Um möglichst risikoavers in einzelne Aktien zu investieren ist es wichtig mit einem langen Anlagehorizont, gut finanzierte, mit einem soliden Geschäftsmodell arbeitende Firmen auszusuchen.
Es gibt verschiedene Indikatoren und Kennzahlen um solche Firmen zu identifizieren. Bevor ich diese aber erläutere möchte ich noch das Thema Dividenden und die Dividenenstrategie ansprechen.
Dividenden & Dividendenstrategie
Vermutlich hat jeder schonmal gehört was eine Dividende ist. Einige Unternehmen zahlen Ihren Eigenkapitalgebern eine Dividende aus um sie am Unternehmenserfolg teilhaben zu lassen. Bei deutschen und im allgemeinen europäischen Titeln wird diese meist jährlich gezahlt, US-Unternehmen zahlen häufig quartalsweise.
Die Dividendenstrategie baut genau auf diesen ausgezahlten Summen auf. Macht man es richtig, kann man es schaffen sich über die Dividenden einen stetigen Zahlungsstrom zu “kaufen”. Die Unternehmen geben meist in der Jahreshauptversammlung bekannt wie hoch die Dividende für das kommende Jahr ausfallen wird.
Es ist ein bisschen eine Philosophie-Frage ob man nun in Dividendentitel investiert oder in Unternehmen die keine Dividende zahlen. Unterm Strich ist die Rendite bei zwei gleich performenden Unternehmen (eines mit und eines ohne Dividende) gleich. Dividendenauszahlungen sorgen immer für einen, der Dividende entsprechenden, Kursabschwung und gleichen somit die Auszahlung vom Wert her aus. Man spricht hier von der Ex-Dividende. Hier mal eine kurze Erläuterung dazu von boerse.de:
“Wenn eine Aktie beispielsweise am Tag der Hauptversammlung bei 100 Euro notiert und eine Ausschüttung von 3 Euro beschlossen wird, fällt der Aktienkurs am Ex-Dividenden-Tag auf 97 Euro (andere Marktfaktoren ausgeklammert). Wirtschaftlich ändert sich für den Anleger also nichts. Selbstverständlich gelten auch an diesem Tag die Gesetze von Angebot und Nachfrage. Deshalb kann es in starken Börsenphasen vorkommen, dass der Abschlag rasch kompensiert wird, während der Kurs an schwachen Handelstagen möglicherweise noch weiter fällt. “ (https://www.boerse.de/dividenden/am-tag-danach-ex-dividende/)
Von der Verfügbarkeit des Geldes her macht es aber durchaus einen Unterschied, denn Kursgewinne werden ja nur dann “real”, wenn Du die Aktien verkaufst – Dividenden hingegen werden Dir am Stichtag x ausgezahlt und Du kannst Dir jedes Mal neu überlegen was Du nun damit machst. Ich persönlich finde das ist eine sehr feine Sache. Zudem lässt sich durchaus feststellen, dass Titel, die über Jahre hinweg eine gute Dividende gezahlt haben, zumindest häufig gute, langfristig agierende Unternehmen sind.
Anders formuliert: Die Dividenenstrategie schielt kaum auf Kursgewinne – hier zählt das Geschäftsmodell, die solide Finanzierung und langfristiges Wirtschaften. Das ist genau das, was wir als Familienmenschen gut umsetzen können. Du kaufst Dir bei dieser Strategie langfristige Anlagen und tendierst eher dazu Kursabschwünge einfach auszusitzen.
Wie erkenne ich nun aber gute Dividendentitel?
Nun wenn man sich hierzu etwas einliest, stellt man schnell fest, dass man daraus wirklich eine Wissenschaft machen kann. Es gibt Bücher über Bücher genau zu diesem Thema. Ich möchte Dir hier aber ja keinen elend langen Fachvortrag halten, sondern ein paar nützliche Tipps und Kniffe an die Hand geben um Deine Finanzen pushen zu können. Insofern werde ich mich hier auf einige (in meinen Augen besonders starke) Indikatoren zur Bewertung von Dividendentiteln beschränken:
1. Die Historie des Unternehmens
Das mag sehr schwammig klingen ist aber ein stärkerer Indikator als man glauben möchte. Existiert ein Unternehmen seit 150 Jahren und zahlt seit 100 Jahren konstant Dividenden an seine Aktionäre, ist das ein starkes Signal. Derartige Unternehmen legen viel Wert darauf Ihr Image und Ihr Tun weiterzuführen wie bisher und werden, in der Regel, nur in schlimmen Krisen die Dividendenzahlungen aussetzen.
2. Der Umsatz
Diese Kennzahl ist eine absolute Kennzahl und insofern nur im Jahresvergleich aussagekräftig. Ich sehe mir hier vor allem an ob das Unternehmen den Umsatz steigert oder zumindest hält. Fallende Umsätze müssen nicht immer etwas negatives bedeuten, denn manchmal gibt es verständliche Gründe – der langfristige Aufwärtstrend sollte aber erkennbar sein.
3. EBIT und EBITDA
Diese Kennzahl ist, ähnlich wie der Umsatz, nur in Relation wirklich aussagekräftig und Beschreibt das, was nach den Kosten/Kosten vor Steuern und nach Abschreibungen vom Umsatz übrig bleibt. Wichtig ist natürlich, dass überhaupt etwas übrig bleibt und das Unternehmen somit profitabel arbeitet. Auch hier gilt – ein einmaliges negatives EBITDA ist kein Showstopper – der langfristige Trend zählt.
4. Jahresüberschuss
Der Jahresüberschuss ist das was man allgemeinhin als Gewinn bezeichnet. Dieser ist ebenfalls eine absolute Größe und kann nur im Vergleich eine Aussagekraft entwickeln.
5. Die Eigenkapitalquote
Diese Kennzahl zeigt auf über wie viel Eigenkapital ein Unternehmen im Verhältnis zu seinem Gesamtkapital verfügt. Viele ältere Lehrbücher sprechen davon, dass ein solide finanziertes Unternehmen über mindestens 40% Eigenkapital verfügen sollte. In der Tat gibt uns diese Kennzahl eine Idee über wie viel Reserven ein Unternehmen verfügt. Heutzutage ist aber auch eine EK-Quote von 20% schon als ganz ordentlich einzustufen. Man sollte gedanklich aber eine Zinssteigerung antizipieren – sollte die Zinslast für Fremdkapital dann zu hoch werden hat das Unternehmen ein Problem. Insofern halte ich eine EK-Quote über 20% oder 30% schon wünschenswert. Bei allen Kennzahlen ist es immer auch wichtig den Verlauf über die letzten jahre zu betrachten. Vielleicht sieht eine EK-Quote von 30% an sich gut aus – aber was wenn Sie vor drei Jahren noch bei 55% war? In einem derartigen Fall sollte man genau hinsehen was in diesem Unternehmen passiert.
6. Umsatzrendite
Die Umsatzrendite setzt den Jahresüberschuss ins Verhältnis zum Umsatz. Du erkennst daraus, wie viel Prozent des Umsatzes als Gewinn übrig bleiben. Beispiel: Eine Umsatzrendite von 10 % entspricht einem Gewinn von 10 Cent je Euro Umsatz.
7. Eigenkapitalrendite
Die Eigenkapitalrentabilität beschreibt, wie sich das Eigenkapital eines Unternehmens innerhalb einer Rechnungsperiode verzinst hat. Du als Aktionär kannst daran erkennen, ob Deine Investition in das Unternehmen rentabel ist. Zur Berechnung setzt man den Jahresüberschuss ins Verhältnis zu dem zu Beginn der Periode zur Verfügung stehenden Eigenkapital.
“Eine außergewöhnlich niedrige EKR weist oft auf überbewertete Aktiva hin (mit der Gefahr zukünftiger Wertberichtigungen) oder auf unrentabel gebundenes Kapital, zum Beispiel in hohen Vorratsbeständen oder nicht mehr betriebsnotwendigem Anlagevermögen. Eine außergewöhnlich hohe EKR, sofern sie nicht auf einer außergewöhnlichen Marktstellung des Unternehmens beruht, spiegelt meist eine vorübergehende Ausnahmesituation wider, zum Beispiel durch außerordentliche Erträge oder einen konjunkturzyklischen Hochpunkt. Wenn die Unternehmensgewinne mit konstanter Rentabilität reinvestiert werden können, lässt die EKR – bereinigt um außerordentliche Ergebnisse und unter Berücksichtigung der Dividendenquote – Rückschlüsse auf das zukünftige Gewinnwachstum zu.“ (https://de.wikipedia.org/wiki/Rentabilität#Eigenkapitalrentabilität)
8. Cash & Cash Equivalents
Dieser Wert zeigt an wie viel Geld das Unternehmen auf der Hohen Kante hat um direkt Verbindlichkeiten zu bezahlen. Es ist natürlich von Vorteil, wenn ein Unternehmen hier ein wenig Vorräte hat.
Mit diesen Kennzahlen solltest Du bereits eine ganz gute Analyse fahren können. Natürlich musst Du Dir diese in der Regel auch nicht selbst errechnen, sondern kannst Sie Dir auf den gängigen Portalen wie z.B. www.onvista.de, www.ariva.de oder www.boerse-online.de ansehen. Nichts desto weniger finde ich es keine schlechte Übung solche Zahlen auch mal selbst zu erheben. Ich selbst hab meine Kenntnisse dazu mit diesem Buch nochmal aufgefrischt und muss sagen, dass ich es wirklich gut finde.
4 thoughts on “In Aktien investieren als Familienvater”