In irgendeinem Berliner Tatort hat der Kommissar Karow mit seiner Kollegin in einem Dialog über Aktieninvestments gesprochen. Die Kommissarin war verwundert darüber, dass er in Aktien investiert und er erwiderte – “Armut ist Einstellungssache!”
Ich habe damals eine Weile darüber nachgedacht und finde es ist viel Wahres dran. Natürlich stimmt dieser Satz nicht für Menschen aus Hunger-, Kriegs- oder Drittweltregionen. Dieser Satz stimmt auch nicht für die Alleinerziehende Mutter, die an der Kasse im Supermarkt arbeitet und er stimmt auch nicht für den Hafenarbeiter, der sein Geld schwarz und unterhalb des Mindestlohns bekommt. Aber für meine Bubble und vermutlich auch für Deine stimmt er ganz gut. Welche Bubble ist das? – Es ist die Bubble von relativ gut ausgebildeten Leuten, die etwas besser verdienen als der Durchschnitt.
Doch selbst innerhalb dieser Bubble gibt es viele viele Menschen, die Aktieninvestments für riskante Zockerei halten und auch in 2021 lieber das Geld aufs Sparbuch, den Bausparvertrag oder Festgeldkonto legen als es zu investieren.
Wenn Du meinen Blog schon eine Weile liest, weißt Du, dass ich davon gar nichts halte und ich bin sogar der Meinung, dass es riskant ist sein Geld nicht zu investieren.
Um zu erläutern warum ich dieser Meinung bin, möchte ich einmal erklären welche Risiken es in Punkto Geldanlage überhaupt gibt.
Risiken bei der Geldanlage
Nr. 1 – Das Inflationsrisiko
Oft hört man oder liest man davon – was genau bedeutet Inflation aber? Inflation bedeutet Geldentwertung, das Sinken der Kaufkraft oder auch das Sinken des inneren Geldwertes. Es gibt verschiedene Theorien dazu wie und warum die Inflation entsteht – die gängigste und auch älteste ist die Quantitätstheorie. Sie besagt folgendes:
Produzierte Güter x Preisniveau = Geldmenge x Umlaufgeschwindigkeit des Geldes
Aufgelöst nach dem Preisniveau bedeutet dies:
Preisniveau (Inflation) = (Geldmenge x Umlaufgeschwindigkeit)/Produzierte Güter
Damit steigt das Preisniveau,
- wenn die Geldmenge steigt
- wenn die Umlaufgeschwindigkeit steigt
- wenn die Produzierten Güter sinken und damit die Nachfrage steigt
Darüber hinaus gibt es auch noch weitere Theorien – hier eine kleine Auswahl:
Die Inflation durch gesteigerte Nachfrage – steigt die Nachfrage nach Gütern in einer Volkswirtschaft schneller als das Angebot, kommt es zu Preissteigerungen.
Kosteninflation – steigen die Produktionskosten durch Lohnerhöhungen, durch steigende Energie-, Arbeits- und Materialkosten, werden die Mehrkosten in Form von Preissteigerungen an die Verbraucher weitergegeben.
Inflation als Folge des Imports – werden Preissteigerungen auf Produkte im Ausland durch Importe in Land geholt gelten diese auch für das Inland.
Inflation durch den Staat – erhöht der Staat beispielsweise die Steuern, wirkt sich auch das auf die Preise aus.
Der Staat wünscht eine moderate Inflation
Von staatlicher Seite ist eine Inflation in der Regel gewünscht – zumindest eine moderate Inflation oder auch schleichende Inflation genannt. Warum ist das so? Zum einen geht es darum, dass Inflation mit Wirtschaftswachstum einher geht – mehr Arbeit, weniger Arbeitslosigkeit und damit eine höhere Umlaufgeschwindigkeit des Geldes (z.B. durch steigenden Konsum und höhere Investitionsausgaben) verbunden mit einer erhöhten Geldmenge durch günstige Kredite oder, wie jüngst geschehen, durch tatsächliches Mehrgeld durch massive Konjunkturpakete.
Zum anderen wollen manche Staaten damit Staatsschulden abbauen, deren realer Wert bei einer Erhöhung der Geldmenge sinkt. Ist mehr Geld im Umlauf, so sind die Schulden entsprechend leichter zu bezahlen, weil eine Währungseinheit eine geringere Kaufkraft hat.
Der dritte Grund ist die Angst vor Deflation – also eine Verknappung der Geldmenge. Eine Deflation gilt als eine sehr negative Erscheinung für die Wirtschaft, denn entsprechend den obigen Ausführungen würde die Umlaufgeschwindigkeit sinken, die Arbeitslosigkeit steigen bzw. die Güter über die Maßen steigen und die Menschen und Unternehmen würden das Geld zurückhalten, weil Kredite teurer wären. Verbunden mit einem so entstandenen geschrumpften Wirtschaftswachstum würde auch der allgemeine Lebensstandard sinken. Das ist politisch natürlich absolut nicht gewünscht, sodass Inflation als das “kleinere Übel” akzeptiert wird.
Das statistische Bundesamt erhebt jährlich anhand eines exemplarischen Warenkorbs die aktuelle Inflationsrate. Natürlich kann diese für Dich und Dein Konsumverhalten etwas abweichen. Deswegen gibt es, ebenfalls beim statistischen Bundesamt, einen individuellen Inflationsrechner – diesen findest Du hier.
Nr. 2 – Das Liquiditätsrisiko
Ein ganz erhebliches Risiko von Geldanlagen ist das Liquiditätsrisiko. Was bedeutet das? Es bedeutet, dass nicht jede Anlageform zu jeder Zeit liquide ist. Kaufst Du Dir beispielsweise ein Haus oder investierst vielleicht sogar in einer Investorengemeinschaft in Immobilien oder in geschlossene Fonds, kannst Du nicht einfach und unkompliziert auf den Markt reagieren. Sollte also beispielsweise der Immobilienmarkt einbrechen, wirst Du nicht sicher sein können Deine Immobilie rechtzeitig und noch gewinnbringend verkaufen zu können. Natürlich gibt es auch noch andere Gründe, als Profit, für den Kauf einer Immobilie – deswegen kann es trotzdem sinnvoll sein eine solche zu kaufen (gerade mit Familie). Das Liquiditätsrisiko ist aber gegeben.
Nr. 3 – Das Klumpenrisiko
Was soll das nun heißen? Es bedeutet, dass Du als Anleger nicht zu “eng” investieren solltest. Ein Beispiel könnte sein, dass Du zwei Immobilien im selben Stadtteil kaufst und damit fast Dein gesamtes Vermögen auf “einen Fleck” gesetzt hast. Sollten die Preise in diesem Stadtteil sinken hast Du keine Möglichkeit mehr dies auszugleichen. Anders wäre es, wenn Du eine zweite Immobilie in einer anderen Stadt hättest oder vielleicht sogar einem anderen Land oder einfach in einer völlig anderen Anlageklasse.
Gleichermaßen sähe es auch am Aktienmarkt aus. Stell Dir vor Du würdest nur in deutsche Automobilunternehmen investieren. Dann läge hier ein erhebliches Klumpenrisiko vor. Besser ist es natürlich, wenn Du in verschiedene Branchen verschiedener Länder investierst – damit bist Du erheblich diversifizierter und damit sicherer vor Wertschwankungen.
Nr. 4 – externe Risiken
Als letztes möchte ich noch auf externe Risiken von Geldanlagen kurz eingehen. Es gibt natürlich auch Risiken, die gar nichts mit der Wirtschaft, der Branche oder dem Standort an sich zu tun haben – die sich aber extrem auf genau diese Faktoren auswirken können. Ich denke an Naturkatastrophen, an politische Ereignisse, an Kriege oder eben, wie gerade und aktuell, an Pandemien. Diese Faktoren können sich ganz massiv auf Deine Anlagen auswirken und Nr. 2 und Nr.3 verschärfen. Deswegen solltest Du wirklich darauf achten divers aufgestellt zu sein um hier Schwankungen abpuffern zu können und auch aussitzen zu können.
Investments in Unternehmen – in Aktien investieren
Welche Form der Anlage kann hier aber nun Abhilfe verschaffen? Die Wahrheit hierzu lautet natürlich: Nur eine breit diversifizierte Anlage kann das. Am besten wäre es sowohl in Aktien, als auch Immobilen, als auch Festgeld, Staatsanleihen usw. investiert zu sein. Doch mal ganz ehrlich – wer von uns hat so viel Geld?
Deswegen sollte man, gerade als Familienmensch, gucken welches Investment den genannten Risiken am meisten vorbeugt. Und, wie der Titel dieses Artikels bereits vermuten lässt, komme ich eindeutig auf das Investment in Aktien – direkt oder durch Fonds. Ich will kurz erläutern warum.
- In Aktien investieren geht bereits mit kleinen Beträgen
Ob Du direkt in Einzeltitel investierst oder in Fonds, die wiederum ein ganzen Aktienportfolio halten, Du kannst bei modernen Brokern in der Regel auch mit kleinen Beträgen ab 25 Euro investieren. Bei Sparplänen, ebenfalls für Fonds und Einzeltitel möglich, kann man häufig sogar noch kleinteiliger investieren. Somit kannst Du als Privatanleger ohne großes Vermögen nach und nach ein Wertpapierportfolio aufbauen und profitierst von den Entwicklungen der Aktienmärkte. Wenn Du noch kein Depot hast guck doch mal in meinen Vergleichsrechner. - Aktien sind ein perfektes Anlageprodukt um der Inflation entgegen zu treten
Die Inflation beträgt meist um die 2% – 3%. Wenn Du Dir also heute für 100€ eine Hose kaufen kannst – kostet diese in einem Jahr 102€ bis 103€. Dein Geld wird also weniger Wert. Anders ist das bei Unternehmen. Bei “gesunder” Wirtschaftslage und damit einhergehender Inflation steigt der Wert eines gut laufenden Unternehmens. Damit steigt auch der Wert Deiner Anteile – meist ist das deutlich stärker ausgeprägt als die Inflation. Bei einer langfristigen Investition in den DAX kannst Du im Schnitt mit 8% Rendite pro Jahr rechnen (Quelle: boerse.de). Bei einer Investition in den S&P500 sogar mit über 12% (Quelle: boerse.de). Damit wird recht deutlich klar, dass so die Inflation mehr als ausgeglichen wird. - Aktien als sehr liquide Investition
Wenn Du nicht gerade in koreanische Pennystocks investierst, die du nur an einer einzigen Börse und um 3 Uhr Nachts handeln kannst, sondern an großen Börsen kaufst und verkaufst, kannst Du in der Regel sehr schnell in Märkte und Unternehmen ein- und aussteigen. Natürlich ist das nicht immer sinnvoll und gerade als Familienanleger empfehle ich dringend lange Anlagehorizonte (mindestens 5 – eher 10 oder 15 Jahre oder mehr) anzustreben. Solltest Du aber doch aus irgendeinem Grund – Du kaufst ein Haus oder ähnliches – akut Geld brauchen, kannst Du schnell und relativ unkompliziert verkaufen. - Aktien eigenen sich prima um Klumpenrisiko zu vermeiden
Das hatte ich oben bereits erwähnt – Wenn Du diversifizierst und damit in verschiedene Branchen und Länder und Märkte investierst, kann Dein Portfolio sehr krisensicher werden. Wenn Du aber nun sagst: “Naja ich habe 100 € im Monat und möchte diversifiziert anlegen – wie soll das gehen?” – dann lohnt es sich ETFs genauer anzusehen. Hier hast Du die Möglichkeit mit Kleinstbeträgen in ganze Indices und Branchen zu investieren und bist damit enorm breit aufgestellt. Wenn Dich das interessiert, kannst Du ja mal hier gucken. Und, wenn Du noch mehr erfahren willst, kann ich Dir diesen Videokurs empfehlen – hier erfährst Du alles rund um das Investieren in ETFs und die damit verbundenen Vorteile als Kleinanleger und Privatinvestor. - Mit Aktien und ETFs externe Risiken abfedern
Wie sich solche Risiken auswirken können haben wir ja jüngst erlebt – weltweit brachen die Kurse um rund 40% ein. Wer nur auf schwere Dividendentitel gesetzt hätte oder nur in einer Branche unterwegs gewesen wäre, hätte womöglich heute noch nicht alles wieder reingeholt. Wer aber diversifiziert aufgestellt ist, konnte von den schnellen Markterholungen sogar profitieren. Dazu kommt, dass normalerweise externe Effekte etwas begrenzter auftreten – Pandemien sind ja Gott sei Dank nichts alltägliches. Meist ist es so, dass eine spezifische Branche oder ein spezifisches Land bestimmte Effekte verzeichnen kann – hier ist es eben dann gut Aktien verschiedener Länder und Branchen zu besitzen. Wie auch schon in Punkt 4 erwähnt, lässt sich das auch mit Kleinstbeträgen über ETFs schnell umsetzen.
Schaut man sich die Risiken an ist es aus meiner Sicht nur logisch Aktien mit in die eigene Anlagestrategie aufzunehmen. Natürlich – und das ist ganz wichtig – darf das immer nur ein Teil des Gesamtvermögens darstellen, denn bei allen Anlagen über die Börse besteht immer das Risiko des Totalverlustes. Dennoch ist es so, dass man mit breiter Diversifizierung hier relativ sicher fahren kann. Im Idealfall (und das ist meine persönliche Sichtweise) sollte man einen Teil als super schnell verfügbares Geld auf Giro- und/oder Tagesgeldkonten haben, einen Teil im Depot, einen Teil in Immobilien (Eigenheim zählt auch), einen Teil in alternativen Produkten wie z.B. P2P-Investments und wenn dann noch etwas übrig ist, kann man noch weitere Anlageprodukte in Erwägung ziehen.
Wenn Du Dir fundiertes Wissen zu den Themen Unternehmensanalyse, Unternehmer-Mind-Setting, kluges Investieren und der Börse im Allgemeinen aneignen möchtest guck Dir doch mal meine Buchempfehlungen an.
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