Kurz vor den Feiertagen habe ich nun doch schneller als ich es selbst gedacht hätte zugeschlagen und eine erste Tranche Merck-Aktien gekauft.
Auch wenn Merck bislang seit dem Tief sehr deutlich gestiegen ist und nur kleine Rücksetzer gemacht hat wollte ich mir nun schon mal einen kleinen Anteil an diesem, wie ich finde, enorm spannenden Unternehmen zu guten Preisen sichern.
Merck entwickelt sich seit dem Crash kontinuierlich und zügig nach oben und ich bin mir aktuell gerade bei den Pharmawerten nicht so sicher ob diese nicht vielleicht, als eine von wenigen Branchen, schneller zurück kommen als erwartet. Schaut man sich neben Merck die Graphen von Johnson & Johnson, Pfizer oder Fresenius an, bestätigt sich dieser Verdacht. Dies könnte verschiedene Gründe haben:
- Die Unternehmen arbeiten pro-aktiv an einer Lösung der Krise indem sie wissenschaftlich dazu forschen
- Die Unternehmen helfen indirekt durch bestehende Medikamente in Ihrem Repertoire, die eventuell helfen oder die Symptome lindern
- Die Pharmaindustrie ist grundsätzlich sehr krisensicher, weil Ihre Produkte und Leistungen eben immer gebraucht werden
Die deutsche Merck KGaA sieht mir nach umfangreicher Durchsicht der Jahresberichte wirklich sehr zukunftsträchtig aus. Riesige Kurssprünge darf man sicherlich bei einem derart lang etablierten Unternehmen, wenigstens auf die kurze Frist, nicht erwarten, aber eine langfristige positive Kursentwicklung erscheint mir bei diesem Unternehmen sehr wahrscheinlich. Merck hat in den letzten Jahren einige Bereiche abgestoßen, wie zum Beispiel die Biosimilars-Sparte (wurde an Fresenius verkauft), und konzentriert sich hauptsächlich auf Forschung und Innovation. Merck will das ” das führende Wissenschafts- und Technologieunternehmen werden”. Die Umsätze steigen kontinuierlich, die EBITDA-Marge lag in 2019 bei 25,2%, die Eigenkapitalquote liegt bei über 40 %, es besteht eine sehr große und bislang nicht gebrauchte Kreditline zur Sicherheit und das Unternehmen hat drei wesentliche Standbeine:
- Healthcare
- Life-Science
- Performance Materials
Healthcare
Der Unternehmensbereich Healthcare umfasst zwei Geschäftsfelder – Biopharma und Allergopharma. Im Geschäftsjahr 2019 generierte Healthcare 42 % des Konzernumsatzes sowie 40 % des EBITDA pre (ohne Konzernkosten und Sonstiges).
Die Regionen Europa und Nordamerika waren im vergangenen Jahr mit 55% der Haupttreiber der Umsatzerlöse im Bereich Healthcare. Aber auch die Präsenz in Wachstumsmärkten und Schwellenländern wird seit einiger Zeit weiter ausgebaut. So stammten 2019 38 % des Umsatzes aus den Regionen Asien-Pazifik und Lateinamerika.
Biopharma
Im Geschäftsfeld Biopharma werden innovative verschreibungspflichtige Arzneimittel und Biopharmazeutika zur Behandlung von Krebserkrankungen, MS, Unfruchtbarkeit, Wachstumsstörungen sowie bestimmten Herz-Kreislauf- und Stoffwechselerkrankungen erforscht, entwickelt, produziert und vermarktet. Biopharma ist das größere Geschäft innerhalb von Healthcare und in vier Geschäftseinheiten tätig: Onkologie, Neurologie & Immunologie, Fertilität sowie General Medicine & Endokrinologie.
Allergopharma
Allergopharma, als zweiter Teil von Healthcare, ist eines der führenden Unternehmen auf dem Gebiet der allergenspezifischen Immuntherapie (AIT) in Europa. Es werden umfassende Diagnostiklösungen als Grundlage für individuelle Behandlungskonzepte, die eine hochpräzise und wirksame Allergietherapie ermöglichen, erforscht und angeboten. Ziel dieser Therapien soll sein, den Patienten nach und nach zu immunisieren gegen das Allergen.
Life-Science
Life-Science ist der Bereich in dem Merck Chemikalien und aber auch Tools, Gerätschaften und Software produziert und vertreibt für andere Hersteller, Labore, Forschungseinrichtungen und die Industrie.
Gerade immer wieder in den Medien aufgetaucht ist das CRISPR-Programm von Merck. Dieses 2014 ins Leben gerufene Programm beschleunigt die Zusammenarbeit an bahnbrechender Geneditierungstechnik mit verschiedenen und fortschrittlichen Workflowlösungen. CRISPR bildet eine Kernkompetenz des Life-Science Unternehmensbereichs.
Performance Materials
Diesen Bereich finde ich von zwei Warten aus betrachtet besonders spannend. Hier verwendet Merck nämlich das bestehende Know-How mit chemischen Stoffen. Performance Materials besteht aus “Semiconductor Solutions, Display Solutions und Surface Solutions. Vergleicht man Performance Materials mit einem Smartphone, steht Display Solutions für das Nutzer-Interface, Semiconductor Solutions für die Intelligenz und Surface Solutions für die Ästhetik. In Performance Materials bietet Merck innovative Lösungen insbesondere für die Elektronikbranche, beispielsweise für Mikrochips und Displays, sowie für Oberflächen aller Art.”
Ich finde das zum einen interessant, weil ich keinen anderen Pharmahersteller kenne, der sein Know-How so verwendet und zum anderen ist das natürlich ein sehr zukunftsträchtiges zusätzliches Standbein, welches völlig unabhängig vom eigentlichen Kerngeschäft ist. Damit gewinnt dieses Unternehmen aus meiner Sicht deutlich an Sicherheit.
Dieser Klassiker von Benjamin Graham – dem Lehrer von Warren Buffet – ist sehr lehrreich und hilft dem Value Investing näher zu kommen.
Merck KGaA als Value Investment
Nachdem ich mir also das Unternehmen genau angeschaut habe, bin ich zu dem Schluss gekommen, dass ich gerne in dieses Unternehmen investieren möchte. Ich halte es für ein werthaltiges, solides und auch sicheres Investment – gerade wegen der verschiedenen Standbeine. Meines Erachtens, und dabei habe ich durchaus prominente Vordenker, kommt es genau darauf beim Investieren an:
- Man sollte das Geschäftsmodell verstanden haben
- Man sollte das Geschäftsmodell schätzen
- Die Finanzkennzahlen sollten stimmen
- Die Zukunftsaussichten sollten positiv sein
Sind diese 4 Punkte erfüllt kann man mit einem guten Gefühl investieren und handelt genau nach dem Value-Investing Ansatz. Weniger wichtig ist nac diesem Ansatz ob das unternehmen gerade im Trend ist, die Aktien teuer oder billig bewertet sind, die Dividende ausgeprägt ist oder ob viele Analysten über dieses Unternehmen sprechen. Davon ausgehend spielt es für mich demnach auch nicht so eine große Rolle zu welchem Kurs ich einsteige, denn ich vermute die Papiere werden an Wert gewinnen. Natürlich kann man sich immer täuschen, aber aus meiner Sicht spricht vieles dafür. Zudem ist die Aktie aus meiner Sicht nach wie vor unterbewertet und deutlich von Ihrem Allzeit-Hoch Anfang des Jahres entfernt. Sollte der Markt also nicht völlig kollabieren spricht vieles dafür, das die Merck-Aktie sich zumindest dahin recht zügig wieder hin entwickeln wird.
Die letzten 2 Wochen stieg die Aktie kontinuierlich und deshalb bin ich nun mit einer ersten kleinen Tranche eingestiegen. Wie in diesem Artikel beschrieben habe, kann ich mir nach wie vor sehr gut vorstellen, dass die Märkte nochmal einen Rücksetzer machen. Sollte dies passieren, werde ich natürlich nochmal nachkaufen. Sollte dies nicht passieren werde ich kontinuierlich diese Position ausbauen – vielleicht auch durch einen Sparplan.
Viele der Inhalte habe ich aus dem Jahresbericht von Merck. Die Zitate stammen ebenfalls alle aus dem Jahresbericht.